Bezirksstelle Interview Nunberger
Interview mit der Planungsbeauftragen Sabine Nunberger
Die Soziologin Sabine Nunberger ist seit Mai Planungsbeauftragte und stellvertretende Leiterin der Bezirksstelle für das Dekanat München. Im Interview erklärt sie, wo es für die Träger mehr Entscheidungsfreiheit braucht.n
Frau Nunberger, Planungsbeauftragte, das klingt zunächst ein wenig abstrakt. Worum geht es genau in Ihrem Aufgabengebiet?
Sabine Nunberger: Ganz einfach gesagt, geht es darum Themen, die für unsere Träger relevant sind, zu identifizieren und Lösungen dafür zu finden. Dafür müssen wir sie an den richtigen Stellen platzieren und diskutieren. Bei mir laufen die Fäden zusammen. Ich stehe dafür im kontinuierlichen Austausch mit unseren Fachreferent*innen und den diakonischen Trägern. Ein Großteil unserer Arbeit besteht aus Gremienarbeit. Es gibt interne Gremien der diakonischen Träger, aber auch mit anderen Wohlfahrtsverbänden auf der Ebene der ARGE Freie. Hinzu kommen Gremien mit der Stadt oder auf Landkreisebene. Ich selbst sitze in Vertretung von unserer Bezirksstellenleiterin Andrea Betz auch häufig im Sozialausschuss der Stadt München und im Kinder- und Jugendhilfeausschuss. Zudem tauschen wir uns regelmäßig mit den Amtsleiter*innen und anderen Vertreter*innen des Sozialreferats sowie anderen Referaten der Landeshauptstadt München aus. Ein wichtiger Bestandteil der verbandlichen Arbeit ist auch das Gespräch mit den unterschiedlichen politischen Fraktionen im Rathaus.
Als Netzwerkerin vertreten Sie die Interessen von rund 80 diakonischen Trägern in der Region. Von der Kirchengemeinde bis hin zu den großen Trägern mit mehreren Tausend Mitarbeitenden wie den Diakonien Rosenheim, Hasenbergel oder München und Oberbayern. Welche Herausforderungen eint diese Träger?
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir gemeinsam mehr erreichen. Es gibt immer Themen die alle Träger betreffen wie der Fachkräftemangel oder die Finanzierungsfrage. Mitte des Jahres verabschiedet der Stadtrat den Haushalt für das kommende Jahr. Dann entscheidet sich, welcher Träger bekommt mit welchem Projekt Mehrbedarfe genehmigt. Und was ist, wenn es kein Geld gibt? Wir unterstützen die Träger gern auch in diesen Fällen bei Gesprächen mit der Stadt und zeigen verschiedene Lösungsmöglichkeiten auf. Ich würde mir wünschen, dass sich das noch mehr unter ihnen herumspricht. Finanzierungsfragen werden vermutlich in Zeiten von Preissteigerungen und Inflation besonders intensiv debattiert. Es gibt in München das Wahlversprechen, dass im Sozialen nicht gespart wird. Aber momentan stellt sich die Lage so dar, dass es im kommenden Jahr keine Ausweitungen geben wird, sondern nur so genannte existenzsichernde Maßnahmen. Das heißt, Tarifsteigerungen und Mietsteigerungen werden aufgefangen – mehr aber nicht. Man muss aber dazu sagen, dass die Stadt München viele freiwillige Leistungen finanziert, die sich andere Kommunen nicht leisten können oder wollen. Die Stadt ist fachlich mit den Trägern und Verbänden im Austausch, um Lücken frühzeitig zu erkennen und zu schließen. Bei den Alten- und Servicezentren wurde zuletzt zum Beispiel die aufsuchende Arbeit eingeführt. Oft kann man auch auf Stadtebene noch einiges erreichen, wenn man einen Bedarf an die Stadt heranträgt. Manche Träger bedienen ja auch Nischenprojekte, wo man sagen kann, dass muss noch ausgebaut werden, denn das macht sonst niemand. Auf Münchner Ebene hat man da noch einmal einen gewissen Handlungsspielraum.
Ein weiteres Thema, das die Sozialbranche intensiv beschäftigt, ist der Fachkräftemangel. Was können Sie als Bezirksstelle hier tun, um die diakonischen Träger zu unterstützen?
Als Bezirksstelle sind wir Teil einer Arbeitsgruppe, die sich mit lokalen Lösungsvorschlägen beschäftigt. In einigen Bereichen – wie der stationären Kinder- und Jugendhilfe, gibt es zum Beispiel Fachkräfte-Listen, die die Träger arg binden. Da fordern wir als Bezirksstelle mehr Autonomie. Die Träger stellen ja nicht irgendjemanden ein, sondern denken sich auch etwas dabei. Multiprofessionalität ist auch eine Chance. Es geht uns um mehr Flexibilität und weniger starre Vorgaben. Und tatsächlich ist es ja in manchen Fachbereichen auch schon so, dass in Einzelfällen von den Fachkräftelisten abgewichen werden kann. Die Erfahrungen damit sind überwiegend gut. Außerdem setzen wir uns unter anderem für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein. Das muss einfach schneller und unkomplizierter werden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
An uns können sich diakonische Träger immer wenden, wenn es Probleme mit Kosten- und Entscheidungsträgern gibt. Das noch bekannter zu machen, ist mir besonders wichtig. Unser Ziel als Bezirksstelle ist es, die Träger so zu unterstützen, dass sie gut fachlich arbeiten können. Uns geht es darum bei großen Themen wie dem Fachkräftemangel gemeinsam Strukturen schaffen, die alle entlasten.
Diakonie München und Oberbayern - Innere Mission München e.V.
Landshuter Allee 40
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